Dass in einer Kommune im Landkreis mehrere Einsatzfahrzeuge gleichzeitig in Dienst gestellt wurden, kam in der Vergangenheit schon mehrmals vor. Dass aber eine Stadt sämtliche Stadtteilwehren gleichzeitig mit neuen, baugleichen Löschfahrzeugen ausstattete, ist bisher einmalig in der Region, ebenso die Tatsache, dass mit diesen drei ersten „Mittleren Löschfahrzeugen“ (MLF) im Landkreis Erlangen-Höchstadt ein neuer Löschfahrzeugtyp eingeführt wurde.
1.Bürgermeister Andreas Galster konnte zu diesem freudigen Ereignis Landrat Alexander Tritthart, zahlreiche Stadträte, die evangelische Pfarrerin Christiane Börstinghaus und ihren katholischen Amtskollegen, Monsignore Mathew Kiliroor, auf dem Vorplatz der Mehrzweckhalle in der Hut willkommen heißen. Seitens der Feuerwehrführung konnte er zum Einen Kreisbrandrat Matthias Rocca und zahlreiche Dienstgrade der Kreisbrandinspektion Erlangen-Höchstadt, zum Andern auch Kreisbrandrat Oliver Flake und weitere Führungskräfte aus dem unmittelbar angrenzenden Landkreis Forchheim begrüßen. Immerhin liegt das Neubaugebiet auf ehemals oberfränkischem Grund und Boden, und auch die Stadtteile Hagenau und Igelsdorf gehörten bis zur Gebietsreform zum Nachbarlandkreis. Sein besonderer Gruß galt aber natürlich den Kommandanten und Aktiven der Feuerwehren Hagenau, Igelsdorf und Wellerstadt mit ihren Fahnenabordnungen, der Feuerwehr Baiersdorf und den Nachbarwehren, den Vertreter des THW-Ortsverbandes Baiersdorf, der Rettungsdienstorganisationen sowie allen anwesenden Bürgerinnen und Bürgern. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde bei strahlend blauem Himmel von der Stadtkapelle Baiersdorf.
Kirchlicher Segen
Monsignore Mathew Kiliroor betonte zu Beginn der Fahrzeugsegnung, dass es ein Segen sei, wenn sich Menschen so freiwillig für andere einsetzten. Pfarrerin Christian Börstinghaus wünschte, dass die neuen Einsatzfahrzeuge häufig bei Übungen und Veranstaltungen, aber möglichst wenig im Ernstfall zum Einsatz kommen mögen. Gutes Equipment sei wichtig, aber allein nicht hilfreich: „Stell´ Dir vor, Du drückst, und alle drücken sich! Wir wären arm dran, wenn´s so wäre!“ Sie wünschte den Feuerwehren, stets schnell am richtigen Ort zu sein, um helfen zu können, gleichzeitig aber auch den Menschen, die Hilfe benötigen, dass diese rechtzeitig eintreffe. Danach segneten die beiden Geistlichen die neuen Löschfahrzeuge.
Bei seiner Festansprache stellte Bürgermeister Andreas Galster dann die rhetorische Frage: „Schwimmt die Kommune im Geld, weil sie gleich drei Fahrzeuge auf einmal kauft?“ Zu deren Beantwortung stellte er den Brandschutz als Pflichtaufgabe der Kommune in den Mittelpunkt, der ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften wahrgenommen werde, von denen heute eine große Anzahl anwesend sei. Immer weniger Bürgerinnen und Bürger seien jedoch bereit, sich in diesem aufwändigen und nicht planbaren Ehrenamt zu engagieren, so dass sich die Feuerwehren der Stadt zusammen Gedanken gemacht hätten, wie die Sicherheit zukünftig bestmöglich und sinnvoll gewahrt werden könne. Die Ergebnisse daraus seien heute die Fixpunkte des Brandschutzkonzepts, das vor einigen Jahren unter der Federführung des Stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Baiersdorf, Josef Simon, entstanden war. Darin wurde auch die notwendige Ausstattung der einzelnen Wehren festgeschrieben, insbesondere auch die Ausstattung der drei Stadtteilwehren mit baugleichen Fahrzeugen, damit sich bei Personalmangel jede Einsatzkraft auch am Fahrzeug der Nachbarwehr auskenne. Dies erschien dem Stadtrat, der sich auf die Aussagen der Feuerwehrführung verlasse, auch plausibel. Er stellte fest, dass die Freiwillige Feuerwehr seit ihrer Gründung der Ausdruck eines selbstbewussten Bürgertums sei, dazu gegründet, um in eigener Zuständigkeit die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen, „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“
Mit dem Wunsch, möglichst wenig zu Einsätzen fahren zu müssen, aber stets gesund zurückkehren zu dürfen, überreichte er den Kommandanten und Stellvertretern der FF Hagenau, Igelsdorf und Wellerstadt anschließend die Fahrzeugschlüssel.
Umfassende Planungen
Stellvertretend für seine Amtskollegen stellte 1.Kommandant Oliver Ruschig aus Igelsdorf dann dem interessierten Publikum die neuen Fahrzeuge vor. Die Vorgängermodelle LF8 und LF8/6 wiesen bereits ein Alter von durchschnittlich 25 Jahren auf, der „Zahn der Zeit“ nagte an ihnen, Ersatzteile waren nur noch schwer zu beschaffen. Vor allem aber fehlten jegliche Sicherheitseinrichtungen für die Mannschaft.
So wurde zusammen mit der Feuerwehrführung überlegt, was von einer neuen Fahrzeuggeneration erwartet würde und für die Ausschreibung festgelegt, dass die Fahrzeuge weniger als 7500kg wiegen dürften, um mit dem „Feuerwehrführerschein“ bzw. dem „alten Dreier“ gefahren werden zu können. Damit konnten teure wiederkehrende ärztliche Untersuchungen der Fahrer und die vorgeschriebenen regelmäßigen Erneuerungen der Fahrerlaubnis für schwere LKW umgangen werden. Zudem sollte es für den Erstangriff 1000l Wasser mitführen.
Aus der Ausschreibung ging die Firma Magirus aus Ulm als Auftragnehmer hervor, die die Fahrzeuge auf ein Iveco Daily-Fahrgestellen mit einer Motorleistung von jeweils 170 PS realisieren konnte. Die Lieferung der Beladung wurde an die Firma Massong in Erlangen vergeben.
Die Beschaffung war zunächst verteilt auf die Jahre 2014/15/16 geplant, es wurde jedoch schnell erkannt, dass es wirtschaftlicher sei, die Fahrzeuge zusammen zu bestellen. Insbesondere die Termine für gemeinsame Besprechungen beim Fahrzeughersteller in Ulm konnten so auf ein Mindestmaß reduziert werden, hieß es doch jedes Mal für die Beteiligten, einen Tag Urlaub dafür opfern zu müssen.
Die einheitlich ausgestatteten Fahrzeuge verfügen über die normgerechte Beladung für eine Löschgruppe, alle Beleuchtungskomponenten wurden in energiesparender LED-Technik ausgeführt. Zur Stromversorgung stehen jeweils eine eingebaute Dynawatt-Anlage mit einer Leistung von 7kVA sowie ein tragbarer Stromerzeuger mit 9kVA Leistung zur Verfügung. Auf einem Wechselschlitten kann beispielsweise Ausrüstungsgegenstände für Unwettereinsätze untergebracht oder verschmutzte Ausrüstung von der Einsatzstelle zurücktransportiert werden. Darüber sind alle Fahrzeuge mit Schaumzumischung, Lichtmast, Wärmebildkamera sowie einem Notfallrucksack und automatischem Defibrillator zur Ersten Hilfe ausgestattet. Lediglich beim äußerlichen Design der Fahrzeuge wurde auf die einzelnen Wünsche der Wehren eingegangen, so dass jedes MLF ein etwas anderes Erscheinungsbild hat.
Sein Dank galt den Kommandanten der Feuerwehr Baiersdorf für die Unterstützung und Beratung bei der Beschaffung, dem Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung für ihr stets offenes Ohr sowie den Lieferfirmen für die gute Zusammenarbeit. Ebenso dankte er den Einsatzkräften der drei Wehren, auf die in den nächsten Wochen ein hoher Zeitaufwand für Einweisungen und Übungen warte, den aufzubringen keine Selbstverständlichkeit sei.
„Freud und Leid nah beieinander!“
Landrat Alexander Tritthart stellte fest, dass sich zahlreiche Einsatzkräfte nur wenige Tage nach dem überraschenden Tod von Ehrenkreisbrandrat nun wieder zu einem freudigen Anlass treffen dürften: „Bei aller Trauer, die in den Feuerwehren herrscht, muss es nun auch weitergehen!“ Dies sei auch im Sinne des Verstorbenen. In Baiersdorf zeige sich vorbildlich, wie gut man auf Ortsebene zusammenarbeiten könne. Nachdem es seitens des Landkreises keine Zuschüsse für derartige Fahrzeuge gäbe, hatte er drei Schecks für die Jugendarbeit der Stadtteilwehren dabei, bei deren Übergabe an die Kommandanten er den Wunsch äußerte, dass die neue Technik noch mehr Jugendliche für den Dienst in der Feuerwehr mobilisieren möge.
Kreisbrandrat Matthias Rocca überbrachte den Dank und die Glückwünsche der Kreisbrandinspektionen Erlangen-Höchstadt und Forchheim, auch im Namen der zahlreich anwesenden Führungsdienstgrade. Es sei ein denkwürdiges Ereignis, wenn gleich drei Feuerwehren mit der Beschaffung baugleicher Fahrzeuge auf den neuesten Stand der Technik gebracht würden. Diese sei unverzichtbar für die Bewältigung heutiger Schadensereignisse, aber auch für die Nachwuchsgewinnung. Von der beispielhaften Zusammenarbeit der Baiersdorfer Wehren könnten sich andere „eine Scheibe abschneiden“.
Gleichzeitig erinnerte er daran, den Feuerwehrbedarfsplan auch weiter fortzuführen, stehen doch in den nächsten Jahren sowohl die Erneuerung des Fuhrparks der Baiersdorfer Stützpunktwehr als auch umfassende Baumaßnahmen für Gerätehäuser an.
Bevor Bürgermeister Andreas Galster das letzte Wort hatte und die Anwesenden zu Speis und Trank sowie zur Besichtigung der Fahrzeuge einlud, hatte der Federführende Kommandant der Baiersdorfer Feuerwehren, Rainer Kaiser, das letzte Wort. Sein Dank galt dem Stadtrat und der Verwaltung für die Unterstützung und Begleitung der Beschaffung, besonders aber Oliver Ruschig, der die Koordination des Projekts innerhalb der Stadtteilwehren einschließlich der Terminplanungen übernommen hatte. Er wünschte sich eine unfallfreie Zukunft für alle Wehren und betonte: „Nur gemeinsam sind wir stark!“
Bilder und Text: KBM Stefan Brunner, Pressestelle KFV ERH e.V.