Der Wille, schnell und selbstlos zu helfen, verbindet Feuerwehren allerorts. Manchmal gibt es aber auch Verbindungen aus der Historie heraus, die kaum mehr bekannt sind, die es aber wert sind, sie aufleben zu lassen und die Geschichte dahinter zu erzählen. Unsere beginnt am 25.September 1932: Wenige Wochen zuvor hat die Freiwillige Feuerwehr Baiersdorf ihre erstes motorisiertes Löschfahrzeug, ein Löschgruppenfahrzeug LF12 der Firma Metz, aufgebaut auf einem Daimler-Benz-Fahrgestell, erhalten. Um einerseits die Maschinisten und die fest eingeteilte Besatzung mit dem Fahrzeug vertraut zu machen, andererseits aber auch zu zeigen, dass es in Baiersdorf nicht nur scharfen Meerrettich und schöne Mädels gibt, sondern man künftig auch mit schlagkräftiger Unterstützung der örtlichen Feuerwehr rechnen darf, begab man sich an jenem Sonntag frühmorgens auf eine Bewegungsfahrt, die über Forchheim, Neuses, Adelsdorf, Höchstadt a. d. Aisch, Uehlfeld, Neustadt a. d. Aisch nach Emskirchen führte. Dort angekommen, ließ man sich vor dem Herkulesbrunnen in der Marktstraße für ein Gruppenfoto mit dem neuen Löschfahrzeug ablichten.
Warum aber ausgerechnet Emskirchen? Nun - in Zeiten klammer Kassen hatte man 120 Jahre zuvor in Baiersdorf genau diesen Brunnen verkauft, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil er für den Straßenbau in der Ecke zwischen Hauptstraße und Judengasse im wahrsten Sinne des Wortes im Wege gestanden war. Käufer war damals die Marktgemeinde Emskirchen gewesen, die diesen natürlich auch nicht mehr hergeben wollte, als man in Baiersdorf in den 1930er Jahren mit einem Rückkauf liebäugelte.
Und daran konnten auch eine schlagkräftige Löschfahrzeugbesatzung und ein auf Hochglanz poliertes Feuerwehrauto nichts ändern. Auch nicht daran, dass der Brunnen in Baiersdorf weitestgehend wieder in Vergessenheit geriet. Was aber erhalten blieb, war diese Schwarz-Weiß-Fotografie von jedem denkwürdigen Tag, die der Feuerwehr Baiersdorf vor einigen Jahren aus dem Nachlass des damaligen Kommandanten Kupfmüller übergeben wurde. Und so kam bei der Oldtimerfreunden der Feuerwehr Baiersdorf die Idee auf, doch wieder einmal eine Bewegungsfahrt nach Emskirchen zu machen, zumal ja auch das darauf abgebildete Löschfahrzeug topgepflegt und funktionstüchtig vorhanden ist. Natürlich bot sich dazu der 90.Jahrestag am 25.September an. Kreisbrandinspektor Stefan Brunner stellte den Kontakt zur Feuerwehr und zur Gemeindeverwaltung Emskirchen her, die sofort ihre Unterstützung zusagten, damit das Foto von damals mit Feuerwehrleuten von heute nachgestellt werden konnte. Einziges Manko: Der Herkulesbrunnen hat in Emskirchen mittlerweile einen neuen Standort in der Nähe der Aurach gefunden, was aber kein Problem darstellte, weil man einfach beide Fotopunkte ins Auge fasste. Für das Foto in der Marktstraße verfügte die Gemeinde Emskirchen sogar eigens ein Parkverbot für den Sonntagvormittag, um den Platz vor den historischen Gebäuden freizuhalten. Bei strömenden Regen ging es dann diesmal von Baiersdorf über Heßdorf und Herzogenaurach direkt nach Emskirchen. Während sich die Mannschaft dabei in warmen und trockenen Fahrzeugen befand, ließ sich Maschinist Gerhard Böhm von den Unbilden der Witterung nicht beeindrucken und lenkte den offenen Oldtimer tapfer an sein Ziel. Und das sollte belohnt werden, denn mit dem Eintreffen in Emskirchen hörte es schlagartig auf zu regnen, und so konnten die Fotos wie geplant gemacht werden. Die örtliche Feuerwehr, die ebenfalls ein Oldtimer-Löschfahrzeug, einen Opel Blitz aus dem Jahr 1959, ihr Eigen nennt, nutzte die Gelegenheit, auch diesen mit in Szene setzen zu können. Und auch zahlreiche neugierig gewordene Bürgerinnen und Bürger zückten spontan ihre Mobiltelefone, um die seltenen Motive für sich selbst festzuhalten.
Mit einem kleinen Frühschoppen bei der Feuerwehr Emskirchen klang der historische Moment dann aus.Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Bürgermeisterin Sandra Winkelspecht und Herrn Jörg Wohlleb von der Gemeinde Emskirchen sowie der Führung der Feuerwehr Emskirchen für ihre spontane Zusage und Unterstützung bei der Umsetzung unseres Vorhabens. Und ein ganz besonderer Dank gilt unserem Gerhard "Paul" Böhm, der den Oldtimer bei strömendem Regen nach Emskirchen lenkte wie dereinst "der eiserne Gustav" seine Droschke nach Paris. Beitrag und Bilder: Stefan Brunner